Politische Bildung im Quartier begleiten

Praxisaustausche und Workshops mit lokalen Praxisprojekten

Kern des Modellprojekts PartQ bilden Praxisprojekte der aufsuchenden politischen Bildung im Quartier, die durch lokale Träger umgesetzt werden. Diese Praxisprojekte werden vom PartQ-Team eng begleitet, um Erkenntnisse darüber gewinnen zu können, wie der Ansatz gut gelingen kann.

Für diese Begleitung werden unterschiedliche Formate erprobt. Mit den Projektträgern der ersten Projektrunde (2021-2022) liegt der Fokus auf Online-Austausch- und Workshopformaten, um in verschiedenen Phasen Projektaktivitäten und -ergebnisse zu reflektieren und Impulse für die weitere Umsetzung zu geben.

In Online-Veranstaltungen zum Erfahrungsaustausch lernen sich die Träger aus den unterschiedlichen Städten kennen und stellen sich ihre Projektansätze der aufsuchenden politischen Bildung vor. Sie diskutieren ihre Methoden und Ziele, geben sich gegenseitig Tipps und Feedback und finden Impulse für die eigene Praxisarbeit im Quartier. Dabei werden Erfolge und Herausforderungen besprochen, sodass die Träger von den Erfahrungen aus den anderen Standorten profitieren.

Zu Beginn der Projekte ist zum Beispiel die aufsuchende Ansprache und Aktivierung von Quartiersbewohner*innen ein zentrales Thema. Aus Rostock Toitenwinkel wird berichtet, dass eine ungezwungene Ansprache auf der Straße, auf Plätzen oder an der Straßenbahnhaltestelle sehr gut funktioniert. Daraufhin wird in der Braunschweiger Weststadt eine bis dahin eher strukturierte Ansprache mit Warnwesten und Leitfaden von einer Befragung auf eine ungezwungene, stärker einem Gespräch ähnelnde Ansprache umgestellt – mit deutlichem Erfolg.

Ein anderes wichtiges Thema ist die Initiierung von Bildungsprozessen. In der Alltagsarbeit der Projekte entstehen zwar häufig Diskussionen über politische Themen. Die Schwierigkeit besteht aber darin, diese Gespräche aufzugreifen und in ein Bildungssetting zu bringen. Die Projektträger stellen unterschiedliche Ansätze vor, wie das dennoch gelingen kann: über biografisches Arbeiten, Besuche in politischen Einrichtungen, Einladung von Politiker*innen zu Dialogveranstaltungen und Qualifizierungsworkshops.

Entsprechend zu dem in den Austauschveranstaltungen formulierten Wunsch von Qualifizierungsformaten werden mit den Projektträgern begleitende Online-Workshops zu Haltung und Werten in der Quartiersarbeit, aufsuchender Ansprache sowie zu Politikverständnissen und Politikdistanz umgesetzt. Dafür werden jeweils Expert*innen der aufsuchenden politischen Bildung und der Sozialarbeit eingeladen, die ihre Expertise zu einem bestimmten Thema teilen.

Im ersten Workshop berichtet Puya Bagheri von der Karl-Arnold-Stiftung von seinen Erfahrungen aus Köln Chorweiler, wo er aufsuchende politische Bildung mit Jugendlichen macht. Im Workshop reflektieren die Projektträger ihre Haltung in Bezug auf ihre Zielgruppen. Es werden Fragen diskutiert wie: Welche Bedeutung hat es, wenn ich selbst nicht im Stadtteil wohne oder hier aufgewachsen bin? Wie spreche ich mit den Menschen, mit denen ich arbeite? Um gut aufsuchende politische Bildung machen zu können, ist es wichtig, die eigene Haltung zu reflektieren und sich der eigenen Position bewusst zu sein.

Im zweiten Workshop mit Dorothee Lunemann vom Träger Outreach e.V. geht es um die aufsuchende Ansprache. Es wird erarbeitet, wie die Idee einer Geh-Struktur im Gegensatz zur klassischen Komm-Struktur konkret in den Projekten umgesetzt werden kann. Ziel ist es, einen vertrauensvollen Umgang mit den Menschen zu etablieren. Dafür ist ein ehrliches Interesse an den Bedürfnissen der Menschen, eine angemessene Sprache und eine Offenheit im Prozess wichtig.

Der dritte Workshop mit Thomas Stange, der ein Projekt der aufsuchenden politischen Bildung in Berlin-Hohenschönhausen umsetzt, widmet sich unserem Verständnis von Politik und dem Verhältnis zwischen Politik und Bewohner*innen der Quartiere. Die Teilnehmenden lernen ein weites Politikverständnis kennen und befassen sich damit, wie das Alltagsleben im Stadtteil mit Politik verbunden werden kann. Außerdem wird die bestehende Distanz zwischen Bewohner*innen und Politik diskutiert. Zum einen ist Politik (wie auch die politische Bildung) insbesondere in strukturell sozial benachteiligten Stadtteilen kaum präsent, sondern findet eher in den Stadtzentren statt. Zum anderen ist die politische Sprache meist akademisch und weit entfernt von der Alltagssprache der Menschen. Dabei von den Menschen auszugehen hilft, die Bringschuld auf Seite der Politik (und der politischen Bildung) zu verorten.

Zur Begleitung der Träger der zweiten Projektrunde (2023-2024) zieht das PartQ-Projektteam wichtige Learnings aus den Erfahrungen dieser Workshops. Unter anderem daraus entsteht eine Reihe von sechs Qualifizierungsmodulen, die in der zweiten Projektrunde (2023-2024) im Vorfeld der Projektumsetzung angeboten werden. Für die Eins-zu-Eins-Begleitung der Projekte werden monatliche Reflexionsgespräche durchgeführt, in denen die bisherigen Aktivitäten gemeinsam ausgewertet werden und die zukünftigen Schritte entsprechend geplant werden.

Termine:

20.01.2022 | Praxisaustausch „Zusammenhalt im Quartier stärken“

23.03.2022 | Workshop „Authentisch und empathisch im Quartier“

27.04.2022 | Praxisaustausch „Chancen und Herausforderungen politischer Bildung im Quartier“

05.05.2022 | Workshop „Aufsuchende Ansprache: Menschen im Quartier erreichen“

14.06.2022 | Workshop „Was ist politisch im Quartier?“

Kontakt:

Maëlle Dubois
m.dubois@minor-wissenschaft.de

Diese Veranstaltungen finden im Rahmen des Projektes PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier statt.

Das Projekt wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.