Eine Veranstaltungsreihe zur Diskussion von PartQ-Praxiserfahrungen
Was ist Aufsuchende politische Bildung im Quartier?
In der ersten Veranstaltung stellen Gregor Kaluza von der Baugenossenschaft >Wiederaufbau< aus Braunschweig und Anna Ziener von der Demokratiewerkstatt in Düsseldorf Oberbilk ihre Ansätze der Quartiersarbeit vor. Der Fokus liegt zum einen auf Kooperationen von Wohnungswirtschaft mit der kommunalen Stadtverwaltung, zum anderen auf Praxiserfahrungen der aufsuchenden politischen Bildung. Die Inputs zeigen auf, wie unterschiedlich Herangehensweisen der Quartiersarbeit aufgestellt sein können und welche verschiedenen Perspektiven darauf existieren. Gleichzeitig werden zum Teil ähnliche Ziele verfolgt, wie zum Beispiel die Stärkung der lokalen Gemeinschaft oder der positiven Selbstwahrnehmung des Stadtteils und der Bewohner*innen. Es wird deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Beteiligten der Quartiersentwicklung und die Einbindung der Bewohner*innen für die Verbesserung der Lebensqualität in städtischen Gebieten sind. Die aufsuchende politische Bildung wird dabei als ein Schlüssel zur Förderung von gesellschaftlicher Teilhabe und zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts erkannt.
Die zweite Veranstaltung konzentriert sich auf gesellschaftliche Herausforderungen, die im Quartier sichtbar werden, anhand des Beispiels „Müll im Quartier“. Ziel ist es, exemplarisch zu erarbeiten, welchen Beitrag die verschiedenen Ansätze der Quartiersentwicklung und politischen Bildung zur Lösung des Problems beitragen können. In nach Praxisfeldern eingeteilten Arbeitsgruppen werden verschiedene Handlungsansätze erarbeitet:
- Wohnungswirtschaft und soziale Stadtentwicklung: Diese Gruppe betont die Notwendigkeit, sowohl öffentliche als auch private Müllproblematiken zu adressieren. Sie plädiert für eine Kombination aus rechtlichen Verpflichtungen zur Müllentsorgung und sozialen Initiativen, wie Müllsammelaktionen, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.
- Stadtverwaltungen und Gemeinwesenarbeit: Hier stehen die Sensibilisierung der Bewohner*innen und die Schaffung von Vernetzungsstrukturen im Vordergrund. Aktionen zur Müllbeseitigung sollen mit einem klaren Appell an die Eigenverantwortung der Bewohner*innen kombiniert werden. Ein Vorschlag ist die Einrichtung einer Meldestelle für Probleme, um Konflikte schnell zu klären.
- Politische Bildung: Diese Gruppe fokussiert die langfristige Stärkung der Eigenverantwortung und Selbstorganisation der Menschen. Formate wie lokale Versammlungen sollen geschaffen werden, um den Dialog zu fördern und Verantwortliche einzubeziehen und zu adressieren. Auch politischer Druck wird als legitimes Mittel diskutiert.
Es wird deutlich, dass durch einseitige Lösungsstrategien Konflikte entstehen können, da nicht alle Interessen ausreichende Beachtung finden. Die unterschiedlichen Interessen müssen berücksichtigt werden und in demokratischen Prozessen verhandelt werden. Lösungsansätze sollten kombiniert werden. Die demokratische Aushandlung solcher Konflikte zu moderieren, kann eine Aufgabe aufsuchender politischer Bildung im Quartier sein.
In der dritten Veranstaltung befassen sich die Teilnehmenden mit theoretischen Grundlagen der aufsuchenden politischen Bildung, die mit Praxisbeispielen aus PartQ unterfüttert werden. Es wird erörtert, wie dadurch die Partizipation von Bewohner*innen in sozial benachteiligten Quartieren gestärkt werden kann.
Auftrag der politischen Bildung
Der Fokus aufsuchender politischer Bildung liegt darin, Menschen zu erreichen, die von politischen Prozessen ausgeschlossen sind. Die Zusammenarbeit mit bereits aktiven Menschen und Organisationen in Quartieren bietet vielversprechende Ansätze, um politische Bildung in Quartiersarbeit und soziale Arbeit zu integrieren. Folgende Elemente machen die aufsuchende politische Bildung aus:
- Erweiterte Ansprache: Innovative Methoden wie Ansprache im öffentlichen Raum, kreative Kommunikationskanäle und die Nutzung von sozialen Medien haben sich als effektiv erwiesen. Das Ziel ist es, die Bewohner*innen direkt in den Mittelpunkt zu stellen und ihre Interessen zu berücksichtigen.
- Bedarfsgerechte Angebote: Bildungsangebote sollen sich nicht allein nach soziodemografischen Merkmalen richten, sondern flexibel auf die Interessen und Bedürfnisse der Bewohner*innen abgestimmt werden. Dialogische und partizipative Formate sind essenziell, um Vertrauen aufzubauen und eine nachhaltige Beziehung zu fördern.
- Politikverständnis erweitern: Eine breitere Auffassung von Politik, die über institutionelle Themen hinausgeht, kann helfen, die wahrgenommene Entfremdung zwischen Politik und Bewohner*innen abzubauen. Bewohner*innen sollen als aktive politisch Tätige wahrgenommen werden.
Herausforderungen und notwendige Veränderungen
Es wird deutlich, dass die Herausforderungen in der politischen Partizipation sozial benachteiligter Gruppen nicht auf Politikverdrossenheit zurückzuführen sind, sondern auf eine „doppelte Politikdistanz“. Um Bewohner*innen benachteiligter Quartier stärker in kommunale Entscheidungsprozesse einzubinden, werden folgende Maßnahmen diskutiert:
- Anpassung der Verwaltungsstrukturen: Stadtverwaltungen müssen sich aktiver auf die Partizipationsbedarfe einstellen und geeignete Kapazitäten für demokratische Beteiligungsprozesse schaffen.
- Ressourcenschaffung für Mitbestimmung: Aktive Beteiligte aus der Wohnungswirtschaft und Lokalpolitik sollten dazu ermutigt werden, die Bewohner*innen in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Qualifizierungsangebote für Mitarbeitende könnten helfen, Barrieren abzubauen und effektive Partizipation zu fördern.
Diese Veranstaltungen finden im Rahmen des Projektes PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier statt.