Vorhang auf für Tenever

Politische Bildung durch interaktives Theater im Stadtteil

Im Bremer Stadtteil Tenever setzen sich Theaterspieler*innen und Bewohner*innen mittels der Methode des Forumtheaters mit Themen auseinander, die die Menschen im Wohngebiet beschäftigen. Anschließend soll die Beschäftigung mit den Themen in politisches Handeln überführt werden.

Was sind die (Lern)Ziele des Projektes?

Die Beteiligten im Projekt bekommen die Möglichkeit, ihre Sorgen und Nöte zu formulieren und mit anderen Menschen darüber in den Austausch zu kommen. Durch die Projektarbeit und die Methode der Theaterdarstellung soll die politische Dimension der Alltagsthemen verdeutlicht werden. Darauf aufbauend setzen sich die Teilnehmenden mit verschiedenen Perspektiven auf die Themen auseinander.

Gemeinsam mit den Bewohner*innen in Tenever wird im Projekt der Frage nachgegangen, wie politisch wirksames Handeln erreicht werden kann. Der Kern der Methode des Forumtheaters liegt darin, die politische Handlungsfähigkeit der Beteiligten zu erhöhen, indem diese aktiv in das Geschehen einbezogen werden und das Theaterstück mitgestalten.

Bei den Theaterveranstaltungen wird es darum gehen, ob bzw. welche konkreten Möglichkeiten es gibt, soziale und persönliche Bedürfnisse und Ideen stärker an die Öffentlichkeit zu tragen. Vor allem aber wird der Frage nachgegangen, wie sich Menschen untereinander besser unterstützen können, um solidarisches und politisches Handeln möglich zu machen, z.B. in Form von Bürgerinitiativen, Petitionen oder Formen von konkreter Nachbarschaftshilfe.

An wen richten sich die Aktivitäten?

Das Projekt richtet sich an alle Bewohner*innen von Osterholz-Tenever. Insbesondere in sozial benachteiligten Stadtteilen wie Tenever machen Menschen häufig die Erfahrung, dass sie von politischen Entscheidungen ausgeschlossen und mit ihren Themen nicht wahrgenommen werden.

Das Projekt wird durch die Mitarbeiter*innen des Café Abseits und die Streetwork-Mitarbeiter*innen getragen, die durch ihre Präsenz im Stadtteil und die täglichen Öffnungszeiten mit einer niedrigschwelligen und breitgefächerten Angebotsstruktur (Beratung zu Anträgen, Schulden, Sucht) bereits diverse Kontakte zu den Bewohner*innen Tenevers pflegen. Themen können bereits hier aufgegriffen werden. Die Projektaktivitäten werden über diverse Kanäle und die bereits bestehenden Kontakte in die Bewohner*innenschaft beworben.

Was soll im Projekt passieren?

Zu Projektanfang erfolgt eine Ansprache der Quartiersbewohner*innen für das Projekt über die Mitarbeiter*innen von Streetworkprojekten: An belebten Orten im Stadtteil werden Menschen zu Gesprächen eingeladen, Stadtteilgruppen werden besucht und die Besucher*innen des Café Abseits werden angesprochen. Das Projekt wird auch in bestehenden Gremien thematisiert.

Um möglichst viele Menschen neugierig zu machen, wird der Garten des Café Abseits gemeinsam mit Bewohner*innen attraktiv umgestaltet und für die Theatervorstellung vorbereitet. Es wird eine kleine Bar mit einer Espressomaschine geben. Es werden Sitzgelegenheiten geschaffen, die die Besucher*innen zum Verweilen einladen. Der Außenbereich des Café Abseits wird für die Besucher*innen geöffnet.

Außerdem wird ein Briefkasten am Café Abseits angebracht, um die Möglichkeit zu geben, Themen (anonym) einzubringen.

Ab Januar 2024 werden dann die ermittelten Themen aus dem Stadtteil zusammengetragen und die Schauspieler*innen proben erste Szenenabläufe. Interessierte Bewohner*innen bekommen die Gelegenheit an den Proben teilzunehmen.

Die Veranstaltungen des Forumtheaters finden zwischen April und Juni 2024 statt.

Die Ergebnisse der jeweiligen Veranstaltungen werden gemeinsam mit den Bewohner*innen gut sichtbar auf Ergebnistafeln festgehalten und im Café Abseits ausgestellt.

Das Forumtheater basiert auf dem Theater der Unterdrückten von Augusto Boal und kombiniert Kunst und Selbsterfahrung mit politischem Probehandeln. Es bietet viele Möglichkeiten der Aktivierung von im Alltag oft unterdrückten oder vernachlässigten sozialen und kommunikativen Ressourcen, in der spielerischen, ästhetischen und theatralen Begegnung von Menschen.

Augusto Boals Theater der Unterdrückten geht von zwei Grundsätzen aus:

  • Das Publikum als passives Wesen und Objekt soll zum Handeln aktiviert werden.
  • Das Theater soll sich nicht nur mit der Vergangenheit beschäftigen, sondern ebenso mit der Zukunft und deren Möglichkeiten.

Modellquartier:

Tenever, Bremen

Projektträger:

Initiative zur sozialen Rehabilitation e.V.

Projektlaufzeit:

01.09.2023 – 30.06.2024

Die Praxisprojekte werden im Rahmen des Modellprojekts PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier umgesetzt.

PartQ wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.