Eine partizipative Fassadengestaltung im Donauviertel
Unser Haus! – Unser Viertel! – Unsere Nachbarschaft!
Eine Hausfassade wird im Austausch zwischen Bewohner:innen des Häuserblocks, dem Projektteam und einem Künstler partizipativ gestaltet. In einer hausweiten Wahl entscheiden die Bewohner:innen, welches Motiv auf die Fassade kommt.
Bei der aufsuchenden Ansprache hartnäckig zu bleiben, ist im Projekt zentral dafür, dass die Menschen gemerkt haben, dass das Interesse an ihrer Meinung besteht und sie mit dem Prozess etwas mitentscheiden können. So öffnen sich die Menschen nach mehrfacher Ansprache und die teils wahrnehmbare tief verankerte Frustration kann ein Stück weit aufgebrochen werden. Eine Stärkung des Vertrauens kann zudem dadurch erreicht werden, dass ein Bewohner in die Befragung involviert ist. Das Interesse steigert sich auch durch die Möglichkeit zum direkten Austausch mit einem Künstler. Es kann identifiziert werden, dass eine lockerere Ansprache (z.B. ohne Klemmbrett und feste vorbereitete Fragen) zumeist angenehmer für die Befragten ist. Bereits existierende Entwürfe als Gesprächsbasis zu nutzen, funktioniert ebenfalls sehr gut.
Das Projekt folgt einem engen Zeitrahmen und fokussiert mit der Fassadengestaltung ein konkretes Ergebnis. Da einige Schritte länger dauern als geplant (insbesondere die Aktivierung), kann die Besprechung der Motive durch die Bewohner:innen nicht im geplanten Umfang stattfinden. Aus Sicht der politischen Bildung ist gerade das aber ein zentraler Aspekt der Meinungsbildung und demokratischen Aushandlung, der im Projekt im Verhältnis zum Ergebnis geringer priorisiert wurde. Hier ist eine Prozessorientierung und Ergebnisoffenheit vonnöten, um zu garantieren, dass das Projekt demokratisch und im Sinne der Bewohner:innen durchgeführt wird.
Im Projekt gelingt es durch die Sammlung von Wünschen und Ideen sowie vor allem durch die umgesetzte Wahl im Wohnhaus, Demokratie aufsuchend zugänglich und erlebbar zu machen. Die in der Organisation der Wahl beteiligten Bewohner:innen übernahmen eine zentrale Rolle und konnten so direkt ein demokratisches Abstimmungsverfahren gestalten. Die hohe Beteiligung an der Wahl weist letztlich auf eine positive Wahrnehmung des Prozesses hin. Zu berücksichtigen ist auch, dass es um eine klare Entscheidung der Bewohner:innen ging. Mit der Beteiligung an der Wahl konnte Selbstwirksamkeit erlebt werden: „Wenn ich wähle, entscheide ich mit, wie die Fassade in Zukunft aussehen soll!” Ein Defizit des demokratischen Prozesses war, dass im Vorfeld der Wahl eine Auswahl der Entwürfe durch das Projektteam in Abstimmung mit der Wohnungsgenossenschaft stattfand. Diesbezüglich sollte die Projektleitung stets den demokratischen Prozess priorisieren.
Modellquartier:
Weststadt, Braunschweig
Projektträger:
Projektlaufzeit:
01.01.2022 – 30.09.2022
Die Praxisprojekte werden im Rahmen des Modellprojekts PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier umgesetzt.
PartQ wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.