Study Visits zur Praxis aufsuchender politischer Bildung

Politische Bildung und Soziale Arbeit | Umgang mit Rechtsextremismus

Lokale Ansätze der aufsuchenden politischen Bildung können sehr divers sein, haben aber auch viel gemeinsam. Um sich über ihre Praxiserfahrungen während der Umsetzung aufsuchender politischer Bildungsansätze im Quartier auszutauschen, kommen im Rahmen von zwei Study Visits in Bremen und Chemnitz sechs lokale Projekte aus vier verschiedenen Modellstandorten, die im Rahmen von PartQ durchgeführt werden zusammen. Neben praktischen Einblicken in lokale Herausforderungen und Gegebenheiten durch gemeinsame Stadtteilbegehungen bieten die Study Visits einen intensiven Best-Practice-Austausch und eine Vernetzung zwischen den Projektträgern. Durch das Vorstellen der eigenen Ansätze und Erfahrungen können die Beteiligten voneinander lernen und sich mit den Potenzialen politischer Bildung vor Ort auseinanderzusetzen. Aufkommende inhaltliche Fragen können dabei theoretisch vertieft behandelt werden.

Study Visit Bremen: Politische Bildung und Soziale Arbeit

Beim Study Visit in Bremen steht der Austausch zum Verhältnis von sozialer Arbeit und politischer Bildung im Kern der Veranstaltung. Klassische Angebote politischer Bildung erreichen oft nicht die Bewohner*innen sozioökonomisch benachteiligter Sozialräume. Durch eine Zusammenarbeit mit Stadtteilakteur*innen wie Trägern der Sozialen Arbeit kann politische Bildung Hürden abbauen und einen aufsuchenden Ansatz verfolgen. Sozialarbeiter*innen können als Brückenpersonen zu den Menschen im Quartier fungieren und auch selbst politische Bildungsangebote umsetzen. Hierbei ist eine Auseinandersetzung mit den Konzepten und Zielen der beiden Disziplinen hilfreich, um die eigene Arbeit aus beiden Perspektiven zu reflektieren und weiterzudenken.

Anhand von Schlüsselbegriffen aus beiden Fachrichtungen wie „Überwältigungsverbot“, „Empowerment“ oder „Parteilichkeit“ werden die unterschiedlichen Ansätze und Zugänge sowie gemeinsame Anknüpfungspunkte Sozialer Arbeit und politischer Bildung herausgearbeitet. Die Teilnehmenden halten fest, dass politische Bildung auf einer breiteren, gesellschaftlichen Ebene arbeitet, während Soziale Arbeit sich stärker auf eine persönliche, soziale Selbstwirksamkeit konzentriert. Sie diskutieren, wie das Zusammendenken beider Ansätze und Ebenen in ihrer täglichen Arbeit aussehen kann.

Teilnehmende des Study Visits erkunden Bremen Tenever

Termine:

18.03.2024
ALZ-Café Tenever, Wormser Straße 9, 28325 Bremen

26.03.2024
Treff am Hang, Friedrich-Hähnel-Straße 11, 09120 Chemnitz

Kontakt:

Maëlle Dubois
m.dubois@minor-wissenschaft.de

Study Visit Chemnitz: Umgang mit Rechtsextremismus

Im Chemnitzer Heckert-Gebiet steht der Umgang mit Rechtsextremismus im Mittelpunkt. Sowohl im beruflichen als auch im persönlichen Umfeld kommt es manchmal zu Situationen, in denen menschenfeindliche Positionen geäußert werden und mit denen sich auseinandergesetzt werden muss. In kontroversen Diskussionen können wichtige Bildungsmomente stecken. Wenn Aussagen Menschenrechte verletzen, sind diese jedoch nicht tolerierbar und es müssen klare Grenzen aufgezeigt werden. Trotz dieses Bewusstseins kann es schwerfallen, sich sicher zu sein, wie am besten reagiert werden sollte. Die Methode „Meine Toleranzgrenze“ ermöglicht es den Teilnehmenden, rechtsextreme Einstellungen zu identifizieren und Reaktionen darauf zu diskutieren. Hierbei betrachten sie persönliche Situationen, in denen Unsicherheiten bestanden und tauschen sich zu Reaktions- und Handlungsmöglichkeiten aus. In der Diskussion wird die Rolle politischer Bildung beim Festigen demokratischer Grundwerte deutlich.

Das World Café „Ansprüche aufsuchender politischer Bildungsarbeit in der Praxis“ wird vom Chemnitzer Projekt „Vom Reden zum Handeln“ moderiert. Hier geht es darum, wie die verschiedenen Erwartungen und Bedarfe der politischen Bildung mit denen der Zielgruppen und denjenigen, die politische Bildungsarbeit umsetzen, zusammengebracht werden können. Es wird betont, wie wichtig es ist, die Bedarfsorientierung und die Freiwilligkeit der Angebote ernst zu nehmen. Daraus ergibt sich oft, dass der politische Bildungsaspekt und der Spaß am Projekt noch stärker zusammengedacht werden muss als in anderen Kontexten. Es wird jedoch auch festgestellt, dass eine umfassende Betreuung und die für den aufsuchenden Ansatz nötige Flexibilität auch eine Ressourcenfrage ist, welche auf Grund von Finanzierungsmodellen oftmals an Grenzen stößt.

Diese Veranstaltungen finden im Rahmen des Projektes PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier statt.

Das Projekt wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.

Diese Veranstaltungen werden in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Bremen und der John-Dewey-Forschungsstelle für die Didaktik der Demokratie organisiert.