Stadtteilzeitung Silberhöhe

Sonderausgaben zu Teilhabemöglichkeiten und Stadtteilentwicklung

Im Projekt wird die bestehende Stadtteilzeitung Silberhöhe um zwei partizipativ erstellte Sonderausgaben ergänzt. Bewohner:innen werden in den Schreib-, Gestaltungs- und Verteilungsprozess eingebunden, können ihre Themen setzen und im Stadtteil sichtbar werden.

Projektidee und Ziele

In zwei im Jahr 2022 erscheinenden Sonderausgaben der Stadtteilzeitung Silberhöhe sollen den Bewohner:innen des Quartiers über Interviews, Porträts und Info-Texte Teilhabemöglichkeiten, Inhalte politischer Bildung, Themen der Stadtplanung und -entwicklung sowie allgemeines Wissen über die Silberhöhe, ihre Akteur:innenlandschaft, Geschichte und Quartiersarbeit nähergebracht werden. Die Sonderausgaben sollen partizipativ gestaltet werden, indem interessierte Bewohner:innen selbst mitgestalten und z.B. Beiträge einsenden können. Über Aufrufe und aktivierende Ansprache sollen Bewohner:innen und Akteur:innen erreicht werden, um eigene Themenvorschläge und Fragestellungen in die redaktionelle Arbeit einzubringen. Damit werden Kenntnisse über quartiersbezogene Teilhabe-, Beteiligungs- und Informationsmöglichkeiten, die Erfahrung eigener Mitgestaltung sowie eine positive Identifikation der Leser:innen mit dem Stadtteil und der Arbeit des Quartiermanagements angestrebt.

Projektumsetzung

Das Projekt beginnt mit einer Themenrecherche und der ersten Textarbeit für die erste Ausgabe. Thematisch orientiert sich diese Ausgabe an Fragen der aufsuchenden politischen Bildung. Entsprechend sollen Inhalte präsentiert werden, die die Bewohner:innen zu mehr politischer Partizipation im Quartier ermutigen. Mit der Zeit wächst bei der Projektleitung die Überzeugung, dass nicht nur durch die Abdeckung bestimmter Themen Partizipation erreicht wird, sondern dass echte Partizipation in einer Stadtteilzeitung durch die Mitwirkung der Bewohner:innen an den Inhalten und der Erstellung der Zeitung erreicht wird. So wird im Mai 2022 eine Schreibwerkstatt angeboten, um Bewohner:innen die Möglichkeit zu geben, eigene Artikel zu verfassen, in denen sie über ihre Themen und Erfahrungen berichten. Zusätzlich wird über die Quartiersverteiler zur Beteiligung in Form von eigenen Themen, Texten und Fotos aufgerufen. Es entsteht eine Kooperation mit einem lokalen Schreibkreis, der aus Bewohner:innen besteht. In Einzelgesprächen und Interviews wird mit der Gruppe gemeinsam die erste Ausgabe geplant und erstellt.

Für die zweite Ausgabe wird der Kreis der Beteiligten erweitert. Es werden weitere Akteur:innen und Bewohner:innen gewonnen, die sich auf verschiedene Weise, basierend auf ihren Interessen und Möglichkeiten, in den Gestaltungsprozess Zeitung einbringen. Zum Ende der Projektlaufzeit finden zwei offene Redaktionssitzungen statt, die durch die breite Bekanntmachung im Quartier sehr gut angenommen werden. Hier werden erstellte Beiträge diskutiert und kollektiv entschieden, was in die Zeitung aufgenommen wird. Mit der Erarbeitung zweiten Ausgabe kann ein starker partizipativer Prozess in Gang gesetzt werden, in welchem sich Akteur:innen und Bewohner:innen mit ihren Anliegen präsentieren und sich für die Silberhöhe einsetzen. Zukünftige Ausgaben sollen nun stetig einen partizipativen Charakter haben.

Erkenntnisse für die politische Bildung

Im Quartier existiert eine gute interne Vernetzung auf Trägerebene. Es gibt vier Quartiersrunden mit unterschiedlichem Fokus und einen Quartierverteiler, der zur Bekanntmachung von neuen Aktivitäten genutzt wird. Im Laufe des Projektes wird mehrmals gemeinsam überlegt, wie eine aufsuchende Arbeit im Quartier aussehen kann. Es stellt sich heraus, dass aufsuchende Arbeit als zeit- und kostenaufwändig erachtet wird, was die lokalen Strukturen nicht leisten könnten.

Die Haltung der Projektleitung ist von Anfang an offen gegenüber neuen Methoden und Formaten. So werden verschiedene Aktivitäten ausprobiert, um die eigene Arbeit partizipativer und teilnehmendenorientiert zu gestalten. Einige dieser Aktivitäten scheitern, andere funktionieren gut und werden für die zukünftige Quartiersarbeit übernommen. Diese offene und selbstkritische Haltung der eigenen Quartiersarbeit gegenüber stellt sich als erfolgsversprechend und notwendig heraus, um die eigenen Aktivitäten stetig besser auf die Adressat:innen zuzuschneiden und dadurch mehr Partizipation zu ermöglichen. Über begleitete Praxisprojekte wie die Stadtteilzeitung Silberhöhe können Akteur:innen der Quartiers- und Gemeinwesenarbeit Kompetenzen der politischen Bildung und partizipativen Prozessgestaltung erlernen und diese in ihre Arbeit integrieren.

Politische Bildung im Quartier möchte demokratische Diskurse über Themen anstoßen, die die Bewohner:innen beschäftigen. Oftmals heißt das auch, mit problematischen Meinungen umzugehen, demokratische Werte zu spiegeln und Konflikte produktiv zu bearbeiten. Diese Aufgaben führen im Projekt zu einem Rollenkonflikt für die Quartiersmanager, da ihr Arbeitsauftrag darauf ausgerichtet ist, als eine Art Dienstleister für Bewohner:innen tätig zu sein. Daher stellt sich die Frage, wer politische Bildung im Quartier machen kann und welche Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssen.

Modellquartier:

Silberhöhe, Halle (Saale)

Projektträger:

AWO SPI Soziale Stadt & Land Entwicklungsgesellschaft mbH

Projektlaufzeit:

01.01.2022 – 30.09.2022

Offene Redaktionssitzung am 19. September 2022
Titelblatt der ersten Ausgabe
Offene Redaktionssitzung am 22. September 2022

Die Praxisprojekte werden im Rahmen des Modellprojekts PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier umgesetzt.

PartQ wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.