Praxisforum II Partizipationsprojekte

Chancen und Herausforderungen politischer Bildung im Quartier

Ziel des zweiten Praxisforums „Partizipationsprojekte“ des Projekts PartQ ist der Austausch zwischen den Projektträgern über Potenziale und Herausforderungen der aufsuchenden politischen Bildungsarbeit im Quartier. In zwei Arbeitsphasen setzen die Teilnehmenden sich intensiv anhand ihrer konkreten Projektaktivitäten mit der erfolgreichen Ansprache ihrer Zielgruppen sowie mit der Initiierung von politischen Bildungsprozessen auseinander.

Erreichen der Zielgruppen und aufsuchende Ansprache

Die Projektträger in PartQ erproben verschiedenste Methoden der aufsuchenden Ansprache, darunter aktivierende Befragungen und Gespräche in Wohnhäusern sowie im öffentlichen Raum, die Schaltung von Inseraten auf digitalen Plattformen wie Nebenan.de oder Ebay-Kleinanzeigen und die Nutzung bestehender Quartiersetzwerke und -einrichtungen.

Viele der Projekte verbinden ihre Inhalte mit dem Angebot von Essen und Trinken, weil das Menschen anzieht. Um einer rein passiven Konsumhaltung entgegenzuwirken, werden auch Formate ausprobiert, zu denen die Teilnehmenden selbst Essen mitbringen und teilen. Betont wird zudem die Bedeutung der regelmäßigen und langfristigen Präsenz der Akteur:innen im Quartier. Langfristiger Beziehungsaufbau schafft Vertrauen und positive Erfahrungen der Teilnehmenden, die dann wiederum in ihren privaten Netzwerken von den Projekten erzählen und somit als Multiplikator:innen fungieren. So entsteht eine wichtige „Mund-zu-Mund-Information“, die entscheidend für die Bekanntmachung der Angebote sowie die Gewinnung neuer Teilnehmender ist.

Um Vertrauen zu Bewohner:innen herzustellen ist ebenfalls wichtig die „Sprache des Viertels“ bzw. den „Slang“ zu lernen, um eine Kommunikation auf Augenhöhe mit den Menschen zu ermöglichen. Außerdem schaffen kreative Formate der Ansprache und die Nutzung von bestehenden Anlässen Aufmerksamkeit und Gelegenheiten, Menschen zu erreichen. Ein Braunschweiger Projekt nutzte z.B. eine Ostereiersuche als Verteilungsaktion für Projektflyer, indem die Flyer neben der Verteilung am Stand auch an die versteckten Ostereier angehängt wurden.

Politische Bildung in den Partizipationsprojekten

Eine der Kernfragen des Projekts PartQ ist, wie niedrigschwellige Angebote der Partizipationsprojekte in einen strukturierten politischen Bildungsprozess überführt werden können. Diese Übersetzung stellt eine der Kernherausforderungen in den Partizipationsprojekten dar. In der Alltagsarbeit der Projekte entstehen zwar häufig Diskussionen über politische Themen. Die Schwierigkeit bestehe aber darin, diese zufälligen, meist nicht intendierten Gespräche aufzugreifen und in einen Rahmen zu bringen.

Gelegenheiten und Räume für die Entstehung dieser zufälligen politischen Gespräche zu schaffen, ist eine wichtige Grundlage für tiefergehende Auseinandersetzung und die Anknüpfung an größere politische Debatten. Um solche Situationen herzustellen ist es wichtig, die eigene Position zurückzustellen und eine anerkennende Haltung einzunehmen sowie auch politische Labels und Symbole in der eigenen Arbeit zu vermeiden, um Menschen nicht abzuschrecken und diverse Meinungen zuzulassen.

Obwohl der Anspruch politische Bildung zu initiieren eine Herausforderung darstellt, verfolgen die Projekte verschiedene Ansätze, um dieses Ziel zu erreichen. Es wird über biografisches Arbeiten versucht, den Fokus der Teilnehmenden auf Gemeinsamkeiten anstatt auf Unterschiede zu lenken, es wird sich gezielt mit sozialen Ungleichheiten auseinandergesetzt, es sind Besuche in politischen Einrichtungen und Institutionen (z.B. Museum, Rathaus) sowie eine Qualifizierung von Mentor:innen in politischer Bildung geplant. In anderen Projekten wird Selbstwirksamkeit angestrebt, indem z.B. eine Ehrenamtsgruppe zur Selbstorganisation hingeführt wird.

Es wird deutlich, dass die Teilnehmenden selbst durch vielfältige praktische Versuche lernen, wie politische Bildung mit Quartiersarbeit verbunden werden kann. Dabei sind noch viele praktische Fragen offen, z.B. wie produktiv mit diskriminierenden oder fremdenfeindlichen Einstellungen umgegangen werden kann. Die Projekte verfolgen eine große Spanne an Ansätzen, um sich diesen Fragen mit kreativen und vielfältigen Methoden und Formaten zu nähern.

Minor_PartQ_Teilnehmende-PraxisforumII-Partizipationsprojekte-2022

Datum:

27.04.2022

Kontakt:

Maëlle Dubois
m.dubois@minor-wissenschaft.de

Die Praxisforen finden im Rahmen des Projektes PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier statt.

Das Projekt wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.