Praxisforum I Partizipationsprojekte

Aufsuchende politische Bildungsarbeit für Zusammenhalt im Quartier

Im ersten Praxisforum „Partizipationsprojekte“ des Projekts PartQ lernen sich alle Träger der Partizipationsprojekte aus den Modellquartieren der ersten Projektrunde (Braunschweig Weststadt, Berlin Märkisches Viertel, Duisburg Neuenkamp, Halle Silberhöhe, Ingolstadt Piusviertel, Rostock Toitenwinkel) gegenseitig kennen und diskutieren die Bedeutung aufsuchender politischer Bildung im Quartier für die Stärkung gesellschaftlichen Zusammenhalts.

In Kleingruppen stellen die Teilnehmenden sich gegenseitig ihre Partizipationsprojekte und ihre Quartiere vor und tauschen sich darüber aus, welche Planungsschritte in ihren Projekten im Moment anstehen. Neben Fragen zur Erreichung von Bewohner*innen in Zeiten pandemiebedingt eingeschränkten öffentlichen Lebens sind die Aktivierung einer möglichst breiten Bewohnerschaft und Methoden zur Erhöhung der Partizipation und der aktiven Einbindung der Nachbarschaft die bedeutendsten Themen, die die Projekte beschäftigen. Ein Austausch von Ideen zu niedrigschwelligen politischen Bildungsformaten und die generelle Vernetzung werden sich daher insbesondere gewünscht.

Mit dieser gemeinsamen Basis diskutieren die Teilnehmenden anschließend, was aufsuchende politische Bildung im Quartier sein kann. Aufsuchende Partizipationsformate sollen durch die Einbindung der Bewohner*innen in Prozesse im Quartier das Zusammenleben verbessern und den Zusammenhalt untereinander stärken. Hierfür bilden geteilte Werte des gesellschaftlichen Miteinanders eine gemeinsame Grundlage. Grundwerte wie Gleichheit, Respekt, Offenheit und Wertschätzung des Gegenübers werden von den Teilnehmenden zusammengetragen.

Daraus ergibt sich die Frage, welche Veränderungen im Quartier nötig sind, um ein gutes Zusammenleben auf Basis der genannten Werte erreichen zu können. Das Aufbrechen verfestigter Strukturen und das Durchbrechen von Vorurteilen werden von den Teilnehmenden als zentral erachtet. Grundhaltungen, wie ‚sowieso nichts bewirken zu können‘ und negative Erfahrungen mit Partizipation führten zu Hemmschwellen der Beteiligung. Hiergegen helfe die Förderung von Selbstorganisierung und die Bereitstellung von Räumen zur Selbstgestaltung sowie die Einbindung verschiedener Menschen in existierenden Gremien im Quartier.

Schließlich wird diskutiert, inwiefern die Partizipationsprojekte zu diesen Veränderungen beitragen können. Die Umsetzung eigenverantwortlich entwickelter Projektideen kann zu nachhaltigen Organisationsstrukturen im Quartier führen und so das Zusammenleben verbessern und dem Ohnmachtsgefühl von Bewohner*innen etwas entgegensetzen. Die unterschiedlichen angebotenen Formate der Partizipationsprojekte schaffen Räume und Gelegenheiten zum Aufbau von Verbindungen und können Prozesse der Bündnisarbeit anstoßen.

Für ein nachhaltiges Engagement wird die Rolle der Projektleitenden betont. Diese sollen sich mit ihren eigenen Vorstellungen zurücknehmen, um den Engagierten Raum für die Entwicklung eigenständiger Projekte zu geben. Offenheit und Flexibilität der Angebote sind wichtig, um auf unterschiedliche Interessen reagieren zu können und über das einzelne Projekt hinausgehende weiterführende Prozesse anzustoßen.

Durch eine Vernetzung über den Stadtteil hinaus und durch die Einbindung politischer und administrativer Verwaltungsstrukturen in den Projektprozess können der Wirkungsrahmen einzelner Partizipationsprojekte vergrößert und die Selbstwirksamkeitserfahrung der Teilnehmenden gestärkt werden. In diesem Kontext können Partizipationsprojekte eine Möglichkeit für die Bewohner*innen eines Quartiers bieten, Vertrauen in ihre Mitmenschen sowie auch die Institutionen im Quartier aufzubauen und durch aktive Mitgestaltung ihre politische Teilhabe zu verbessern. Denn das Engagement in den Partizipationsprojekten stellt nicht nur Kontakt zu „der Politik“ her, sondern ist bereits an sich eine politische Handlung.

Datum:

20.01.2022

Kontakt:

Maëlle Dubois
m.dubois@minor-wissenschaft.de

Mit Padlet erstellt

Die Praxisforen finden im Rahmen des Projektes PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier statt.

Das Projekt wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.