Politische Bildung für Stadtteilmütter

Gegen Alltagsrassismus – für Empowerment

Das Projekt stellt eine Ergänzung der Arbeit der Stadtteilmütter dar. Ziel ist es, die Stadtteilmütter durch politische Bildungsangebote zu empowern und damit einen Multiplikationseffekt zu erreichen. Dafür werden Workshops mit den Stadtteilmüttern durchgeführt und bei einem regelmäßigen Frauenstammtisch offene Themen und Anliegen besprochen.

Projektidee und Ziele

Stadtteilmütter sind wichtige Brückenpersonen, um die migrantischen Communities in Lusan zu erreichen. Sie fungieren als Multiplikatorinnen und helfen Familien in den jeweiligen Herkunftssprachen bei allen möglichen Fragen und Anliegen. Das Projekt hat in erster Linie die politische Bildung und das Empowerment der Stadtteilmütter zum Ziel. Darüber hinaus sollen zudem Multiplikationseffekte in den Familien erreicht werden. Idealerweise sollen die Stadtteilmütter ebenfalls nach außen präsent werden und als politische Akteurinnen auftreten.

Projektumsetzung

Das Projekt besteht aus zwei wesentlichen Formaten: erstens der politischen Bildung der Stadtteilmütter durch klassische Bildungsformate wie Workshops und zweitens der Durchführung eines regelmäßigen Frauenstammtisches zur Bearbeitung aktueller und konkreter Themen im Stadtteil und in den Communities.

Weiterbildung der Stadtteilmütter

In den ersten Monaten wird die Weiterbildung der Stadtteilmütter geplant. Über die Projektlaufzeit werden zwei Workshops mit lokalen Partnern – dem SOS Kinderdorf und der Verbraucherzentrale – umgesetzt. Es finden insgesamt vier Workshoptermine zu den Themen „Basiswissen zur Demokratie in Deutschland“ und „Diskriminierung und Rassismus – Umgang im Alltag“ statt.

Die Frauenstammtische

Die Frauenstammtische finden wöchentlich statt und werden von den Stadtteilmütter selbst durchgeführt. Es werden Klientinnen der Stadtteilmütter eingeladen, um gemeinsam Kaffee zu trinken, zu kochen, zu essen und über aktuelle Themen zu sprechen. Hier wird offen in verschiedenen Sprachen über den Alltag der Teilnehmenden gesprochen. Dabei geht es nicht immer um politische Fragen, jedoch kommen bestimmte Themen wie zum Beispiel Rassismus, Diskriminierung und auch gewalttätige Übergriffe von Jugendlichen immer wieder auf. Es findet ein informeller Austausch darüber statt. Die Frauen können in diesem geschützten Rahmen ihre Meinung frei äußern und ihr Selbstbewusstsein dafür stärken.

Brückenbildung

Im Projekt nehmen die Stadtteilmütter an den interkulturellen Wochen der Stadt teil und treffen die Gleichstellungsbeauftragte. Mit ihr sprechen sie über die „Gleichstellung von Mann und Frau“. Außerdem gestalten die Stadtteilmütter in einem Jugendprojekt mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen aus verschiedenen Herkunftsländern gemeinsame Tagesveranstaltungen mit. Die Jugendlichen werden dabei über demokratische Prozesse im Zusammenleben und der Alltagsgestaltung sensibilisiert.

Erkenntnisse für die politische Bildung

Stadtteilmütter sind hervorragende Brückenpersonen. Sie haben Zugang zu verschiedenen migrantischen Communities und können dabei unterstützen, Sprachbarrieren zu überwinden. Sie sind damit auch eine geeignete Zielgruppe für die aufsuchende politische Bildung, da sie mitunter eine Vorbildrolle einnehmen und damit die Reichweite von politischer Bildung als Multiplikatorinnen erhöhen können.

Aufsuchende politische Bildung hat den Anspruch, mit niedrigschwelliger Arbeit die Ziele der politischen Bildung zu erreichen. Im Projekt fiel es zum Teil schwer, gleichzeitig niedrigschwellig als auch zielorientiert zu arbeiten. Standen die Ziele politischer Bildung im Vordergrund, sind häufig klassische, informationsvermittelnde Methoden zum Einsatz gekommen. Wurde die Begleitung der Stadtteilmütter priorisiert, rückten die Ziele politischer Bildung oft in den Hintergrund. Beide Stränge gleichzeitig zu verfolgen, ist ein Balanceakt und erfordert bei Trägern ohne Vorerfahrungen im Bereich der (aufsuchenden) politischen Bildung eine enge Begleitung und vorangestellte Kompetenzentwicklung. In diesem Sinne wurde im Projekt stärker auf die Vorbereitung politischer Bildungsprozesse gesetzt.

Modellquartier:

Lusan, Gera

Projektträger:

OTEGAU Arbeitsförder- und Berufsbildungszentrum GmbH Ostthüringen/Gera

Projektlaufzeit:

01.09.2023 – 30.06.2024

Die Stadtteilmütter
Workshopergebnisse
Stand auf der interkulturellen Woche

Die Praxisprojekte werden im Rahmen des Modellprojekts PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier umgesetzt.

PartQ wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.