Durch die Bearbeitung lebensweltnaher Themen und das Hingehen zu den Menschen und Organisationen in den Quartieren kann die aufsuchende politische Bildung Personen erreichen, die von klassischen politischen Bildungsformaten bisher nicht angesprochen wurden. Die Einbindung möglichst diverser Bevölkerungsgruppen durch eine inklusive Gestaltung ihrer Angebote ist ein fundamentales Ziel der politischen Bildung. Die Frage, wie politische Bildung aufsuchend arbeiten kann, steht im Zentrum des zweiten Workshops für die Träger der Praxisprojekte des Modellprojekts PartQ.
Um das Konzept aufsuchender Arbeit möglichst umfangreich zu verstehen, helfen die W-Fragen: Wer sucht wen auf? Wie wird aufgesucht? Wo und wann wird aufgesucht? Durch ein Andocken an bereits bestehende Strukturen wie Vereine und das Aufsuchen wichtiger Treff- und Begegnungsorte wird eine Geh-Struktur aufgebaut, die mit der klassischen Komm-Struktur politischer Bildungsangebote bricht. Die Projekte holen die Menschen an den Orten ab, die sie bereits viel nutzen und versuchen darüber ihre jeweiligen Zielgruppen zu erreichen.
Zentral ist der Vertrauensaufbau durch eine Ansprache auf Augenhöhe, eine angemessene Sprache und ein ehrliches Interesse an den Bedürfnissen der Menschen. Dass die Projektleitenden teilweise selbst in den jeweiligen Quartieren leben, kann zwar einen Vertrauensvorschuss schaffen, ist aber allein keine Garantie, um als Akteur*in im Quartier anerkannt zu werden.
Dorothee Lunemann vom Träger Outreach e.V. für aufsuchende Jugendsozialarbeit unterstreicht die Wichtigkeit der Offenheit im Prozess der aufsuchenden Ansprache, um Menschen zu erreichen, die von klassischen Angeboten nicht erreicht werden. Sie besucht im Rahmen ihrer Arbeit etablierte Treffpunkte von Jugendlichen und kommt mit Ihnen ins Gespräch. Neben der Kenntnis der Treffpunkte im Quartier ist hierbei wichtig, den Angesprochenen Interesse an ihren Geschichten und Erfahrungen zu signalisieren. Aus den Gesprächen identifizierte Bedarfe können dann durch Vernetzung mit anderen Trägern und durch thematische Aktivitäten bearbeitet werden. So können problemorientiert Themen der Jugendlichen in Bildungskonzepte übertragen werden.
Im Workshop wird klar, dass es neben dem inhaltlichen Fokus in der aufsuchenden politischen Bildung ebenso wichtig ist, demokratische Teilhabe im Projektverlauf erlebbar zu machen. Nur durch kontinuierliche Einbeziehung in Entscheidungsprozesse, fortwährende Transparenz und einen Informationsfluss können Menschen Prozesse nachvollziehen und die Erfahrung machen, dass sie etwas beeinflussen können. Dafür müssen auch Institutionen wie politische Gremien sich öffnen und den Raum für Veränderung geben.