Bürgergärten

Wachsen und Gedeihen

Engagierte Bewohner:innen des Piusviertels erstellen und pflegen einen Gemeinschaftsgarten in Selbstorganisation. Verschiedene Aktionen tragen zur Umweltbildung bei und ermöglichen ein Stück weit Selbstversorgung.

Projektidee und Ziele

Das Hauptziel des Projekts ist die Erstellung und Pflege eines Gemeinschaftsgartens im Piusviertel in Ingolstadt auf dem Gelände der im Vorjahr stattgefundenen Landesgartenschau. Dieser soll von engagierten Bewohner:innen in Selbstorganisation betrieben werden mit dem Ziel der Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. Durch verschiedene Aktionen trägt der Garten zudem zur Umweltbildung bei und ermöglicht für die Gärtner:innen auch ein Stück weit Selbstversorgung. Die engagierten Bewohner:innen werden dabei in politische und verwaltungstechnische Prozesse eingebunden, um sie zu befähigen, selbst für ihre Interessen einzutreten.

Durch geplante Aktionen im öffentlichen Raum sollen nicht nur Mitstreiter:innen gefunden, sondern auch Themen der Ökologie und Nachhaltigkeit im Quartier angestoßen werden. Diese Themen sollen bei einem World Café aufgenommen und in ein konkretes Konzept für den langfristigen Betrieb der Bürgergärten münden.

Projektumsetzung

Zu Beginn des Projektes muss das frisch übernommene Gelände der früheren Landesgartenschau entsprechend zur Nutzung vorbereitet werden. Das erste Drittel der Projektlaufzeit fällt daher auf die Planung, Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit und vor allem auf die Akquise von Beteiligten im Projekt Bürgergärten. Um auf das Projekt aufmerksam zu machen, werden Flyer gedruckt und großflächig verteilt. Letztlich werden die meisten interessierten Bewohner:innen vor allem durch direkten Kontakt gewonnen, weil sie zufällig am Gelände vorbeilaufen und nachfragen oder angesprochen werden.

Ab April wird mit der eigentlichen Arbeit vor Ort begonnen und bis Ende April finden sich bereits 15 Hobby-Gärtner:innen zusammen, die auf dem Gelände der Bürgergärten aktiv werden möchten. Die Aufgaben dieser Kerngruppe konzentrieren sich vor allem auf das gemeinsame Lösen von Problemen, die sich der neu gegründeten Gartengruppe in den Weg stellen. Vor diesem Hintergrund und mit dem vorrangigen Ziel, die Bürgergärten als schönen Erfahrungsraum für die Beteiligten zu entwickeln, wird die Entscheidung getroffen, sie nicht in verwaltungstechnische Prozesse einzubinden. Diese werden von der Projektleitung alleine übernommen.

Im letzten Drittel finden dann interne und externe Veranstaltungen statt. Neben alltagspraktischen Fragen des gemeinschaftlichen Gärtnerns und der Selbstversorgung wird sich hier in Ansätzen auch über Ökologie und Nachhaltigkeit ausgetauscht. Zentrale Fragen der Bürgergärten lauten, wie es mit der Wasserversorgung weitergeht, wie ein nachhaltiges Gärtnern trotz des sich wandelnden Klimas geschaffen werden kann, ob das Gelände erweitert wird und wie noch mehr Menschen aus dem Piusviertel am Projekt teilnehmen können.

Zuletzt kommen verschiedene politische Vertreter:innen mit den Bürgergärtner:innen für ein Austauschtreffen zusammen, um aktuelle Themen und Fragen zu diskutieren und der engagierten Gartengruppe die Möglichkeit zu geben, das eigene Projekt vorzustellen. So kann dies als erster Schritt für eine neue, diverse, lokale Gruppe von Anwohner:innen verstanden werden, sich gesellschaftlich zu engagieren und in Kontakt mit politischen Akteuren zu treten.

Erkenntnisse für die politische Bildung

Es konnte eine diverse und für das Piusviertel repräsentative Gruppe aufgebaut werden, die gemeinschaftlich, interkulturell und intergenerational aktiv ist. Über das gemeinsame Hobby des Gartelns (bayrisch für ‚gärtnern‘) finden sich unterschiedliche Interessierte zusammen, die über die Gemeinschaft gegenseitige Unterstützung erfahren und an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Dies schafft die Grundlage für eine demokratische Gruppenkultur, die es in Zukunft zu etablieren gilt. Unter demokratischer Gruppenkultur verstehen wir eine stabile Kerngruppe, die hierarchiearm und selbstbestimmt ihren Interessen nachgeht und dabei die Verantwortung auf allen Schultern verteilt wird. Dies erfordert ein aufgeschlossene und sensible Gruppenleitung, die es schafft, Verantwortung abzugeben und eine demokratische Struktur zu etablieren.

Im Projekt entstehen mehrere Momente des informellen politischen Lernens. Es findet interkultureller Austausch statt, indem vielfältiges Gartenwissen im Projekt gewechselt wird. Außerdem findet eine Auseinandersetzung über die Wasserversorgung der Gärten statt, die Probleme bereitet und nicht nachhaltig ist. Auch über den Namen wird kritisch nachgedacht, da „Bürgergärten“ nur die männliche Form beinhaltet. Alternativvorschläge sind „Bürger:innengärten“ oder „Internationale Gärten“. Dieses informelle politische Lernen findet auf individueller Ebene statt; damit bleibt die Frage offen, wie mit Methoden der politischen Bildung daran angeknüpft werden kann.

Modellquartier:

Piusviertel, Ingolstadt

Projektträger:

Freundeskreis Piuspark e.V.

Projektlaufzeit:

01.01.2022 – 30.09.2022

Die Bürgergärten und einige der Gärtner:innen
Gruppengespräch am Wassertank
Öffentliche Begehung am 06. August 2022
Ein Weidenpavillon als Ort der Begegnung

Die Praxisprojekte werden im Rahmen des Modellprojekts PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier umgesetzt.

PartQ wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.