DU. ICH. WIR.

Gemeinsam in Neuenkamp

In einem Gemeinschaftsprojekt verschiedener lokaler Akteur:innen und Institutionen wird mit verschiedenen Veranstaltungen wie Erzählcafés und Bürgergesprächen ein interkultureller Dialograum im Quartier geschaffen und die Stärkung der Teilhabe, vor allem von unterrepräsentierten Gruppen und Personen, angestrebt.

Projektidee und Ziele

Ziel des Projektes ist es, einen interkulturellen Dialograum für Bewohner:innen und soziale Akteure in Neuenkamp zu schaffen. Obwohl der Antragsteller für dieses Projekt das muslimische Familienbildungszentrum Mina e.V. ist, handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener lokaler Akteure und Institutionen, die dieses Projekt gemeinsam verantworten. Mit verschiedenen Veranstaltungsformaten soll die Schnittmenge der Interessen unterrepräsentierter Gruppen, wie Menschen mit Einwanderungs- und Fluchterfahrungen, sowie der Mehrheitsgesellschaft herausgearbeitet werden, um für unterschiedliche Perspektiven zu sensibilisieren und in einem partizipativen Prozess gemeinsame Positionen für das Zusammenleben in Neuenkamp zu entwickeln. So sollen die Beteiligten ermutigt werden, ihre gemeinsamen Interessen und Wünsche für das Quartier zu erkennen, diese entsprechend zu äußern und an politische Entscheidungsträger:innen zu adressieren.

Projektumsetzung

MyStory

Zu Beginn der Projektumsetzung werden mehrere Begegnungsveranstaltungen im kleinen Rahmen mit dem Namen MyStory angeboten. Diese Veranstaltungen werden jeweils von anderen sozialen Trägern des Quartiers betreut, die wiederum ihre eigenen Zielgruppen haben. Die Themen variieren je nach Träger und reichen von „Freiheit“ über „Weltfrauentag und Corona“ bis hin zu „Dabei sein“. Besonders von Frauen wird das Angebot gut angenommen, die von dem kleinen und persönlichen Rahmen begeistert sind.

Interreligiöser Austausch

Da Ostern und Ramadan 2022 in den gleichen Zeitraum fallen, wird für Kinder ein Fastenbasteln angeboten. Hier haben die Kinder die Möglichkeit wahlweise einen Ramadankalender, Oster- oder Ramadanschmuck zu basteln. Weiterhin wird ein gemeinsames Fastenbrechen veranstaltet, zu dem alle Interessierten eingeladen sind. Die Idee war, dass Nicht-Muslime zusammen mit den Muslimen dieses für sie bedeutende Fest feiern. Leider war dieses Fest von Nicht-Muslimen kaum besucht, was auf eine nicht ausreichende Bewerbung der Veranstaltung zurückgeführt werden kann.

Bürgergespräch

Unter dem Motto „Ihre Meinung ist uns wichtig“ findet ein Bürgergespräch für die Neuenkämper:innen statt, bei dem zwei Lokalpolitiker sich den Fragen der Bewohner:innen stellen. Die sehr gut besuchte Veranstaltung wird dafür genutzt, quartiersbezogene Fragen, Anregungen und Wünsche zu formulieren und gemeinsam zu diskutieren. Es werden nicht nur offene Fragen und Probleme besprochen, sondern auch gemeinsame Zukunftspläne gemacht, wie das Zusammenleben in Neuenkamp verbessert werden kann.

Besuch des Landtags in NRW

Zum Abschluss des Projektes wird für die Bewohner:innen von Neuenkamp ein Besuch des Landtages NRW in Düsseldorf angeboten. Neben einer Führung durch das Gebäude können die Teilnehmenden eine Plenarsitzung mitverfolgen. Leider war der Ausflug nicht sehr gut besucht und wurde zudem als nicht niedrigschwellig erlebt.

Erkenntnisse für die politische Bildung

Es gibt den anfänglichen Wunsch, Teilnehmende für die Projektaktivitäten zu gewinnen, die kontinuierlich über den Projektzeitraum an den Angeboten teilnehmen. Im Laufe des Projektes stellt es sich als schwierig heraus, die Teilnehmenden für spätere Angebote zu halten. In der gemeinsamen Reflexion zum Ende des Projektes wird erkannt, dass einige der Angebote besser funktionieren würden, wenn die gesamte Projektlaufzeit mit einer festen Gruppe gearbeitet würde. So können Aktivitäten besser mit den Beteiligten vor- und nachbereitet werden.

Für einige der Angebote wird mit anderen Institutionen und Akteuren zusammengearbeitet. So wird der Landtagsbesuch von einer lokalen Community Organizerin ausgerichtet und durchgeführt, da die Projektleitung selbst die Expertise nicht besitzt. Obwohl die Veranstaltung in diesem Fall schlecht besucht wird, ist es für politische Bildung im Quartier sinnvoll, an bestimmten Zeitpunkten im Projekt mit politischen Bildner:innen zusammenzuarbeiten, besonders wenn die Projektleitung selber keine Vorerfahrungen in politischer Bildung hat.

Im Laufe des Projektes haben sich viele Gelegenheiten geboten, um mit Methoden der politischen Bildung an aufkommende Themen anzuknüpfen (Vorbehalte gegenüber verhüllten Frauen und Mädchen im Seniorenzentrum, Angst vor Radikalisierung im Internet, verschiedene Verständnisse von Freiheit, Corona, etc.). Die Projektdurchführenden vor Ort können das Anknüpfen an diese Themen mit Methoden der politischen Bildung selbst nicht leisten. Wie Kompetenzen im Bereich der politischen Bildung in die Quartiersprojekte integriert werden können, bleibt eine spannende Frage.

Die Quartiersmanagerin des kommunalen Wohnungsunternehmens in Neuenkamp ist eine wichtige Person im Projekt. Durch ihre starke Vernetzung mit den sozialen Akteuren im Quartier und ihre vielfältigen Kontakte in die Bewohnerschaft wirkt sie als Brückenperson für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Ihre Funktion als Quartiersmanagerin steht jedoch in einem Spannungsverhältnis zum Projektziel, der Durchführung von politischer Bildung in Neuenkamp. Damit ist die Frage verbunden, wer politische Bildung im Quartier umsetzen kann. Rollenkonflikte müssen dabei berücksichtigt werden.

Modellquartier:

Neuenkamp, Duisburg

Projektträger:

Muslimisches Familienbildungszentrum – MINA e.V.

Projektlaufzeit:

01.01.2022 – 30.09.2022

Besuch des Landtages Nordrhein-Westfalen
Besuch des Landtages Nordrhein-Westfalen
MyStory-Veranstaltung am 09. März 2022
Sommerfest in Neuenkamp

Die Praxisprojekte werden im Rahmen des Modellprojekts PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier umgesetzt.

PartQ wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.