Unsere Umwelt im Viertel!

Kinder nehmen Einfluss auf ihre Umwelt

Mit einer Kindergruppe werden Workshops zum Oberthema Umwelt durchgeführt. Es werden über eine Befragung der Kinder und deren Umfeld Forderungen für die Umwelt im Viertel erarbeitet, die die Kinder abschließend auf dem „Kindergipfel“ präsentieren und an politische Entscheidungsträger:innen adressieren.

Projektidee und Ziele

Durch das Vorhaben sollen Schüler:innen einer Grundschule in der Weststadt durch praktisches Lernen in Workshops und Ausflügen zum Oberthema Umwelt befähigt und ermutigt werden, aktiv auf ihr direktes Lebensumfeld einwirken zu können. Dabei wird das soziale Nahumfeld der Kinder (insb. Eltern, Verwandte) mit einbezogen. Es sollen Bewusstseinsprozesse angestoßen und Veränderungsbedarfe erkannt werden, sodass nachhaltig Zugänge zur Gestaltung und Mitbestimmung im Stadtteil geschaffen werden. Die Kinder lernen, wie sich ihr eigenes, aber auch gesellschaftliches Handeln auf das Leben in der Weststadt auswirkt.

Auf dem Fest „Kindergipfel“ werden die Ergebnisse der verschiedenen umweltpädagogischen Veranstaltungen präsentiert und mit Eltern sowie politischen Vertreter:innen diskutiert, um die Veränderungsbedarfe auch an zuständige Stellen zu adressieren.

Projektumsetzung

Eine Gruppe an Kindern wird anfangs über die Nachmittagsbetreuung an einer Grundschule in der Weststadt gewonnen. Gemeinsam mit der Gruppe wird in mehreren Treffen die inhaltliche Ausrichtung des Projektes erarbeitet und die Themen Müll und Klimawandel kristallisieren sich als interessanteste Themen heraus. Anschließend werden in weiteren Treffen inhaltliche Inputs mit spaßigen Aktivitäten wie kochen, backen und basteln verbunden. Darauf aufbauend finden verschiedene Workshops, Ausflüge und eine Stadtteilrallye statt. So sammeln die Kinder z.B. Müll auf dem Schulhof und lernen, wie lange bestimmte Materialien brauchen, um zu verrotten, wie Müll getrennt werden kann und ob sie recycelt werden können. In einem Ausflug zu einem lokalen Müllentsorger bekommen die Teilnehmenden einen Eindruck wie Müll auf verschiedene Weisen professionell entsorgt wird und wie aus Abfall wieder neue Dinge entstehen. In der Rallye zum Thema „Nachhaltigkeit im Viertel“ lernen die Kinder verschiedene Faktoren für Nachhaltigkeit kennen und bewerten, was im Viertel u.a. im Hinblick auf vorhandene Grünflächen, Mülleimer und Infrastruktur für Fahrräder verbessert werden kann. Zu anderen Themen wie Biodiversität in der Stadt und Upcycling finden weitere Formate statt. An den Formaten nehmen jeweils zwischen 10 und 25 Kinder teil. Die Teilnehmenden lernen anhand praktischer Bezüge aus ihrem Alltag die gesellschaftliche Bedeutung dieser Themen kennen.

Zusätzlich findet mit den Kindern, aber auch mit deren Umfeld, insbesondere Eltern, Freunden und weiteren Verwandten, eine Befragung statt, in der ein Stimmungsbild zu verschiedenen Umweltthemen und nachhaltigem Handeln abgefragt wird. Zudem wird offen die Möglichkeit gegeben, Wünsche und Bedürfnisse zu nennen, die später Grundlage für die Formulierung von politischen Forderungen bilden.

Zuletzt findet im Sommer das Kinderfest, der „Kindergipfel“, zum Thema Jahreszeiten statt, der mit ca. 500 teilnehmenden Kindern und Eltern sehr gut besucht wird. Hier stellen die Kinder ihre Ergebnisse aus den Workshops, Aktionen und der Befragung vor, zudem gibt es andere Spiel- und Spaßangebote. Dabei werden auch Forderungen an die Politik gerichtet, die zusätzlich in einer Broschüre festgehalten und an den Stadtrat versandt werden. Eine Lokalpolitikerin übermittelt ein Anliegen der Kinder, die Umgestaltung eines Bolzplatzes, an die Stadtverwaltung und fragt nach den aktuellen Plänen. Der Wunsch, dass der Bolzplatz erhalten bleiben soll, wird von der Verwaltung akzeptiert und zugesagt. In einem Brief informiert die Politikerin die Kinder. Dieser wird zudem in einem Treffen mit der Naturfreundejugend ausgewertet.

Erkenntnisse für die politische Bildung

Die Naturfreundejugend verfügt bereits im Vorfeld über vielfältige Kontakte in den Nachmittagsgruppen der Grundschule. Das bestehende Vertrauen ermöglicht schnell eine Gruppe zu finden, mit der das Projekt umgesetzt werden kann. Dies ist zwar nicht aufsuchend, weil die Naturfreundejugend teilweise selbst die Nachmittagsgruppen betreut, aber grundsätzlich ein guter Ansatz, um bestehende soziale und freizeitliche Angebote mit politischer Bildung zu ergänzen, wie es im Projekt sehr gut funktioniert hat.

Die Betreuer:innen der Gruppe merken, dass zu abstrakte Inhalte für die Kinder teils überfordernd und weniger interessant sind. Deutlich besser laufen Formate, in denen ein konkreter Bezug zum Alltag der Kinder hergestellt wird und bei denen die Kinder praktisch erleben, wie bestimmte Dinge sie selbst und die Gesellschaft betreffen, z.B. die Bedeutung von Mülltrennung für die Müllentsorgung oder das Vorhandensein von Radwegen für die eigene Verkehrsmittelwahl. So kann eigenes Handeln reflektiert und in Bezug zur Gesellschaft sowie gesellschaftliche Entwicklungen in Bezug zum eigenen Leben gesetzt werden.

Am Beispiel des Bolzplatzes zeigt sich, wie bedeutend es ist, dass auch jenseits des eigentlichen Projektthemas Gelegenheiten aufgegriffen werden, um konkrete Anliegen der Teilnehmenden zu verfolgen. Über die Naturfreundejugend wird wegen eines konkreten Bedarfes ein Kontakt zu einer Politikerin hergestellt, die sich für das Anliegen der Kinder, den Bolzplatz zu erhalten, einsetzt. Die Betreuer:innen nehmen dabei eine Übersetzungsfunktion ein, indem sie die Kinder unterstützen ihr Anliegen zu adressieren und das Ergebnis an die Kinder zurückspiegeln. Erst durch diese Kommunikation, die als „politische Feedbackkultur“ bezeichnet werden kann, wird eine Selbstwirksamkeitserfahrung der beteiligten Kinder ermöglicht.

Modellquartier:

Weststadt, Braunschweig

Projektträger:

Naturfreundejugend Braunschweig

Projektlaufzeit:

01.01.2022 – 30.09.2022

Der Kindergipfel
Ergebnis der Befragung „Wie ordentlich ist es in Ihrem Viertel?“
Thema Jahreszeiten - Welche Bedeutung hat saisonales Essen?

Die Partizipationsprojekte werden im Rahmen des Modellprojekts PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier umgesetzt.

PartQ wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.