Das Projekt PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier hat das Ziel, Bewohner*innen zu befähigen, sich für ihre Anliegen im Quartier und darüber hinaus einzusetzen.
Wir finanzieren, begleiten und evaluieren die Entwicklung und Umsetzung von Partizipationsprojekten in Modellquartieren bundesweit.
In den Jahren 2021 und 2022 wurde in sechs Modellquartieren gearbeitet und eine erste Runde von Projekten unterstützt. In den Jahren 2023 und 2024 findet die zweite Runde in neuen Modellquartieren statt.
Demokratie lebt davon, dass sich möglichst viele daran beteiligen. Politische Bildung soll alle Menschen darin unterstützen, Fähigkeiten zu entwickeln, um in Politik und Gesellschaft handeln zu können. Dazu gehört, sich eine Meinung über politische Themen zu bilden, die eigene Position kritisch zu reflektieren sowie sich für die eigenen Interessen einzusetzen und mit den Interessen von anderen Menschen auszuhandeln – nicht nur über etablierte politische Prozesse wie Wahlen, sondern auch im Alltag.
Politische Bildung erreicht aber nicht alle. Gerade die Menschen, die von sozialen Ungleichheiten am stärksten betroffen sind und deren Interessen bei politischen Entscheidungen wenig Gehör finden, haben in der Regel einen geringen Zugang zu vielen Angeboten der außerschulischen politischen Bildung – oder werden dafür nicht (adäquat) angesprochen.
Aufsuchende politische Bildung richtet sich in erster Linie an diese Menschen. Sie findet direkt im Wohnumfeld statt. Sie legt den Schwerpunkt auf die alltagsnahen Themen der Beteiligten wird von vielfältigen und partizipativen Methoden unterstützt. Dabei sollen Hürden (sprachliche, zeitliche, usw.) abgebaut werden. Die Ziele bleiben aber dieselben: Menschen Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich politisch beteiligen zu können.
Partizipationsprojekte sollen mit Ansätzen der aufsuchenden politischen Bildung in den Modellquartieren aktiv werden. Das Ziel ist die Förderung von politischer Teilhabe.
Um die Projekte mit Menschen umzusetzen, die bisher nicht von Angeboten der politischen Bildung erreicht werden, können die Partizipationsprojekte an bestehende Freizeitgruppen andocken. Auch möglich ist, neue Beteiligte durch eine aufsuchende Ansprache zu gewinnen, z. B. über Netzwerke oder im öffentlichen Raum.
Die Partizipationsprojekte können sich mit vielen unterschiedlichen Themen beschäftigen: alltägliche Probleme im Quartier oder Themen wie Bildung, Klima, Diskriminierung oder Demokratie. Viele weitere Themen sind denkbar. In jedem Fall sollten die Themen gemeinsam mit den Beteiligten der Angebote bestimmt werden.
Eine politische Meinung kann nur im Dialog entwickelt werden. Es können Diskussionen zwischen Quartiersbewohner:innen organisiert, moderiert und methodisch unterstützt sowie Wissen zu den angesprochenen Themen ausgetauscht werden. So können Reflexionsprozesse angestoßen und demokratische Debattenkultur praktiziert werden.
Um politisches Handeln auszuüben, können die Partizipationsprojekte neue politische Prozesse in Gang setzen oder an bestehenden politischen Prozessen im Quartier anknüpfen, wie z. B. Beteiligungsverfahren zu Stadtteilentwicklung. Die Partizipationsprojekte sollen stets unter Berücksichtigung der Grund- und Menschenrechte umgesetzt werden: Politische Bildung ist nicht wertneutral und setzt sich dezidiert gegen Menschenverachtung und Diskriminierung ein.
Für jedes Modellquartier stehen ca. 11.500 € zur Verfügung.
Es können sowohl Organisationen (Vereine, Unternehmen) als auch Einzelpersonen, die gewerblich oder freiberuflich tätig sind, einen Antrag einreichen. Einzige Voraussetzung ist, eine Steuernummer zu besitzen.
Achtung: Mit der Steuernummer ist nicht die Steuer-Identifikationsnummer gemeint. Eine Steuernummer muss beim Finanzamt extra beantragt werden.
Über die Auswahl und die Finanzierung der Partizipationsprojekte entscheidet der Projektbeirat von PartQ. Um die Chancen einer Bewilligung zu erhöhen, soll ihr Antrag aufsuchende, politische und Bildungsaspekte beinhalten.
- Aufsuchende Aspekte: In dem Antrag soll klar sein, inwiefern ihr Projekt dazu beiträgt, Menschen mit politischer Bildung zu erreichen, die ansonsten wenig Berührung mit Politik oder politischer Bildung haben. Empfehlenswert ist, an bestehende Gruppen und Netzwerken anzudocken, mit Brückenpersonen zusammenzuarbeiten und/oder Bewohner:innen direkt in ihrem Wohnumfeld anzusprechen.
Dazu gehört auch, sich an die Teilnehmende und ihre Lebenswelt zu orientieren. Die Projektplanung soll es ermöglichen, auf die Wünsche und Interessen der Teilnehmenden einzugehen und Ziele, Inhalte und Methoden entsprechend anzupassen. Vor allem die Themen der Projekte sollen an der Lebenswelt der Teilnehmenden anknüpfen.
- Politische Aspekte: Auch wenn Politik oft negativ konnotiert ist, geht es in den Partizipationsprojekten darum, Menschen zur politischen Teilhabe zu befähigen und zu aktivieren. Im Antrag soll also ersichtlich sein, an welchen politischen Prozessen ihr Projekt anknüpft oder welche politischen Prozesse initiiert werden sollen.
Dabei ist Politik breit zu verstehen : Es geht nicht nur um Wahlen, Gremien und Parteien, sondern um gemeinsame Auseinandersetzungen, wie wir als Gesellschaft miteinander leben möchten.
- Bildungsaspekte: In dem Antrag soll deutlich gemacht werden, welche Lernziele mit dem Partizipationsprojekt verfolgt werden, dabei steht der Lernprozess im Zentrum. Das heißt auch, dass konkrete Ergebnisse in den Hintergrund rücken sollten, wenn ihre Erreichung den Lernprozess behindert.
Dazu gehört auch ein demokratischer Kompass, nach dem sich die Angebote richten sollen. Demokratie und Menschenrechte bilden die Grundlage von politischer Bildung, entsprechende Grundwerte sollen in die Partizipationsprojekte einfließen.
Die Begleitung durch das PartQ-Team ist ein wichtiger Teil der Projektdurchführung. Dazu gehört in erster Linie eine gute und regelmäßige Kommunikation zwischen dem Projektteam und dem PartQ‑Team mit Informationen über aktuelle Schritte, Veranstaltungen usw. Außerdem finden monatliche Begleitungstermine statt, um die vergangenen und zukünftigen Schritte gemeinsam zu reflektieren.
Die Evaluierung dient der Gewinnung von Erkenntnissen zu aufsuchender politischer Bildung im Quartier. Es werden jeweils ein bis zwei Evaluierungsgespräche mit den Trägern der Partizipationsprojekte stattfinden. Nach Absprache mit den Trägern werden bei Aktivitäten teilnehmende Beobachtungen durchgeführt.
Mit den Trägern der Partizipationsprojekte werden Werkverträge abgeschlossen.
Die Abrechnung erfolgt über eine Rechnungsstellung. Die erste Rechnung kann ab Januar 2024 gestellt werden. Mit jeder Rechnung soll ein kurzer Zwischenbericht eingereicht werden. Bis zum Projektabschluss am 30.06.2024 sollen die Träger mit der Endrechnung eine Dokumentation einreichen.
Projektleitung
Wissenschaftliche Mitarbeit
- Heckert-Gebiet (Chemnitz)
- Kieler Ostufer (Kiel)
- Lusan (Gera)
- Schlaatz (Potsdam)