Ideen- und Konzeptentwicklung für politische Bildung im Quartier
Ideenwerkstatt in Gera Lusan
Ziel der Werkstatt ist es, die bereits im Vorfeld entwickelten Projektideen für aufsuchende politische Bildung in Lusan vertiefend zu diskutieren und zu konkretisieren. Daneben gibt es Raum für neue Ideen.
Eine erste Idee ist die partizipative Fassadengestaltung einer Kita in Lusan. Diese soll Anlass sein, um das nachbarschaftliche Umfeld auf die Kita, die sich als einen offenen Ort in der Nachbarschaft versteht, aufmerksam zu machen. Die Nachbar:innen sollen zu geeigneten Gesprächsformaten (z.B. zum Thema Kinderschutz oder Fachkräftemangel) und Veranstaltungen eingeladen werden und die Möglichkeit haben an der Fassadengestaltung mitzuwirken. Gestaltungsvorschläge sollen im Kinderparlament und z.B. in einer Eltern- und Nachbar*innenbefragung ausgehandelt und schließlich unter Beteiligung von Kindern und Erwachsenen umgesetzt werden. Die Idee, eine Wahl mit Kindern, Eltern und Nachbar*innen zu veranstalten findet Unterstützung bei den Teilnehmenden und wird als wertvolle demokratische Erfahrung bewertet. Weiterhin wird ein Kontakt zu einem Künstler aus Gera vermittelt, der partizipative Gestaltungen umsetzt.
Eine zweite Projektidee ist, Tanznachmittage für Senior*innen anzubieten und diese durch niedrigschwellige politische Bildungsformate wie Themensammlungen, Gesprächsrunden (z.B. ein World Café) oder Vorträge von Expert*innen zu ergänzen. Dabei sollen die Teilnehmenden ihren Alltag wie z.B. eigene Ängste und Sorgen thematisieren, die dann mit geeigneten Formaten weiter bearbeitet werden. Der Bedarf dafür wird von mehreren Personen unterstrichen und das Projekt soll in anderen Angeboten für ältere Menschen beworben werden.
Als dritte Idee wird eine Vortragsreihe über die Geschichte der Wahl als Kern der Demokratie genannt. Dies sei ein wichtiges Thema für Lusan, schon weil die Wahlbeteiligung sehr niedrig ist. Aus Perspektive der aufsuchenden politischen Bildung ist dies jedoch kein Thema, was von den Bewohner*innen Lusans und ihren Alltagsbedarfen und Interessen ausgeht. Auch folgt die Idee eher einem engen Verständnis von Politik und Demokratie. Obwohl das Thema als wichtig erachtet wird, findet in der weiteren Diskussion eine Fokussierung auf die zwei anderen Projekte statt. Vorträge zur Geschichte der Wahl könnten aber in der bereits existierenden lokalen Geschichtswerkstatt stattfinden.
Nach der Vorstellung und Diskussion der einzelnen Ideen befassen sich die Teilnehmenden mit Zielen und Lernzielen sowie mit geeigneten Ansprachewegen, Formaten und Methoden. Als zentrale Lernziele für die jeweiligen Projekte werden verschiedene Aspekte genannt: schon das Kennenlernen der Angebote und Ansprechpersonen der Einrichtungen in Lusan sei zentral, aber die Projekte können auch Selbstwirksamkeitserfahrungen, das Kennenlernen demokratischer Dialogformate, Aufklärung und Erlangen von Wissen und die Anerkennung demokratischer Entscheidungen als Lerneffekte zur Folge haben.
Für die Gewinnung von Teilnehmenden sind je nach Projekt unterschiedliche Ansprachewege sinnvoll. Bei der konkreten Zielgruppe von Senior*innen eignet sich insbesondere die Ansprache über bestehende Angebote und Netzwerke. Aufsuchend könne man ältere Menschen z.B. in Arztpraxen ansprechen. Voraussetzung wäre aber die Bereitschaft der jeweiligen Praxis. Um das soziale Umfeld der Kita zu aktivieren, werden die direkte aufsuchende Ansprache und die „Mundpropaganda“ über die bereits bekannten Familien, die als Vertrauens- bzw. Brückenpersonen fungieren können, als vielversprechend diskutiert. Flyer bringen in der Regel nur wenig und können eher unterstützend eingesetzt werden.
Zuletzt werden für die beiden Projekte geeignete Methoden und Formate besprochen. Bei den Tanznachmittagen ist eine Vielzahl von Formaten denkbar. Diese können je nach Bedarf und Themengebiet ausgewählt werden. Bei der Fassadengestaltung ist genauer zu überlegen, was ein geeigneter Weg der Entscheidungsfindung ist. Soll es eine Wahl mit den Kindern geben? Sollen auch Nachbar*innen und Eltern eine Stimme haben? Auch für die Erarbeitung von Gestaltungsvorschlägen und die Umsetzung sind geeignete Methoden zu finden. Auch offene Diskussionsformate, die über die Fassadengestaltung hinaus gehen können, stehen im Raum.
Während der Diskussion dieser beiden Projekte hat eine Teilnehmerin eine weitere spontane Idee: sie kann sich vorstellen, den Ansatz aufsuchender politischer Bildung mit einem Reparatur-Café zu verbinden.

Datum:
10.05.2023
Ort:
Stadtteilbüro Lusan, Werner-Petzold-Straße 10, 07549 Gera
Kontakt:
Wassili Siegert
w.siegert@minor-wissenschaft.de

Diese Veranstaltung findet im Rahmen des Projektes PartQ – Aufsuchende politische Bildung im Quartier statt.
Das Projekt wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.